Volksgerichtshof: Verfahren gegen die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944

Volksgerichtshof: Verfahren gegen die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
Volksgerichtshof: Verfahren gegen die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
 
Nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli 1944 nahmen nun Hitler und Himmler, der jetzt zum Befehlshaber des Ersatzheeres ernannt wurde, die Verfolgung der dem Widerstand zugerechneten Personengruppen auf. Die Offiziere wurden aus der Wehrmacht ausgestoßen und ebenso wie die verhafteten Zivilisten zur Aburteilung dem Volksgerichtshof übergeben. Dieses 1934 eingerichtete Sondergericht, das sich mit politischen Straftaten wie »Wehrkraftzersetzung«, »Wehrdienstentziehung«, Spionage u. a. als erste und letzte Instanz befasste, unterstand seit 1942 dem Präsidenten Roland Freisler. Besonders unter der Präsidentschaft Freislers wurde der Volksgerichtshof zu einem gefürchteten Instrument nationalsozialistischer Terrorjustiz. Von den jeweils fünf Richtern der sechs Senate brauchten nur zwei, der Vorsitzende und ein Beisitzer, Juristen zu sein, die drei anderen von Hitler ernannten Laienbeisitzer kamen aus der Wehrmacht, der Polizei oder der Partei.
 
Die Verfahren gegen die Mitglieder der Widerstandsbewegung leitete Freisler größtenteils persönlich. Er ließ die Angeklagten unter entwürdigenden Umständen vor Gericht auftreten, schrie in seinem Verhör die Angeklagten unentwegt an und ließ sie kaum zu Wort kommen. Die ihrem sicheren Tod entgegengehenden Widerstandskämpfer haben dennoch ihre Einstellung zum Regime und zu Hitler mannhaft vertreten. Hitler ließ die Hauptverhandlungen ebenso filmen wie auch die grausame Hinrichtungsprozedur. Der Volksgerichtshof hat insgesamt bis Ende 1944 über 5 200 Todesurteile gefällt, die auch vollstreckt worden sind. Freisler kam Anfang Februar 1945 bei einem Luftangriff ums Leben. Die Opfer der nationalsozialistischen Blutjustiz haben mit ihrem kompromisslosen Widerstand gegen das Unrechtsregime und mit ihrem tapferen Leiden und Sterben der Welt bewiesen, dass es auch in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte noch ein anderes Deutschland gab.

Universal-Lexikon. 2012.

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